Liebe Boarder, wie heisst es so schön:
FXs, Drugs and Rock'n'Roll. Immerhin um ersteres soll es hier gehen. Am Endee hab ich den Signalweg gelistet. Aber ich möchte hier lieber ein paar Erkenntnisse mit Euch teilen, die ich in zahlreichen Jahren auf dem Weg zum jetzigen Board für mich entdeckt habe.

1) Ein milder always-on-Zerrer (bei mir das grossartige Euphoria von Wampler) hilft, die Lautstärke- und Soundunterschiede zu glätten. So hat man keine wilden Pegelsprünge. Und vor allem (im Bandsound enorm wichtig) keine Frequenzlöcher. Ein Fuzz (bei mir das Eureka von Jam) hat notorisch zu wenig Mitten, ein Chorus (bei mir Ripply Fall von Jam) zu viel Weichheit. Der dauernd eingeschaltete Euphoria glättet das alles und sorgt dafür, dass die Gitarre immer gleich präsent bleibt im Bandsound. Hat in etwa den gleichen Effekt wie ein Amp am Breakup, aber weil ich auch mein Delay (Tape Delay von Empress), Hall (MXR) und den am Ende platzierten Volumeboost (MXR Micro Amp) nicht einschleifen will (und auch mal mit gemieteter Backline spielen muss), setze ich auf cleane Amps.

2) Delay parallel beimischen: Ich splitte via Lehle M mein Signal auf, eine Hälfte läuft normal weiter, die andere geht via Volumenpedal ins Delay. Dieses muss zwingend auf 100% wet respektive killy dry gestellt sein (sonst gibts Phasenschweinereien). Nun kann ich via Volumenpedal stufenlos entscheiden, wie viel Signal ich ins Delay schicke. Ich kann also eine Divebomb in den Raum schicken, und dann - während die Repeats ausklingen - darunter bereits wieder trocken ein Riff spielen. Toller Nebeneffekt: In dem Setup kann ich nun Effekte nur aufs Delay legen. So hab ich ein Touchwah mit Sample/Hold-Filter (Subdecay Proteus) da eingeschlauft. Jetzt kann ich meine Delays filtern, während die Gitarre ohne Wah erklingt.

3) Anordnung auf dem Brett nicht dem Signalweg anpassen, sondern so, dass man die Geräte, die man am meisten tritt, am einfachsten erreicht. Ist eigentlich naheliegend, machen aber viele nicht so. Die ganze hintere Reihe ist via weissem Lehle zuschaltbar, da kann ich also vor dem Song oder in einer ruhigen Sekunde den Effekt vorwählen und dann im richtigen Moment auf den Looper in der ersten Reihe treten. Da ich auch noch singen muss, hab ich das Brett so angelegt, dass ich während einem Song nur die vorderste Reihe bedienen muss. Nachteil: Unter dem Brett herrscht ein ziemliches Chaos, weil ich kreuz und quer fahren muss mit den Kabeln.

4) Tuner spät im Signalweg: Oft heisst es, der Tuner gehöre an den Anfang, ich sehe das anders: Bei mir kommt er kurz vor Schluss, nur Delay, Hall und Looper sind nachher. Also die Geräte, die ausklingen oder weiterspielen, während ich stimme. Alle anderen will ich im Notfall via Tuner aber stummschalten können. Wenn ich also mit vollem Gain einen Song beende, dann trete ich einfach auf den Tuner und still ist. Guter Nebeneffekt: Weil man beim tolen Gonkulator (DOD) die Trägerfrequenz immer leicht fiepen hört, kann man diesen Ringmodulator via Stimmgerät auf die richtige Einstellung stimmen. Und das mitten im Song, ohne dass es jemand hört.

5) Wichtigste Erkenntnis: Der Ton kommt aus den Fingern. Und wenn der Song mit nur nem Zerrer nix taugt, dann taugt er auch mit vollem Brett nichts.

Bands, bei denen dieses Brett zum Einsatz kommt, sind The Universe By Ear und Fido Plays Zappa.
Für andere Projekte setz ich das kleine Besteck ein. Dazu vielleicht an einem anderen Sonntag?
Über Fragen freu ich mich. Man findet mich auf Facebook. Auf Youtube hab ich ein paar Erklärvideos. Suchworte: Mein Name und "Sofa Session".

Und nun noch der versprochene Signalweg zum Nachbasteln:
Diamond Kompressor > Earthquaker Devices Tentacle > Earthquaker Devices Plumes >
Little Lehle mit: Xotic Wah + DOD Conkulator + Jam Pedals Ripply Fall + EHX Micro POG > Jam Pedals Eureka > Wampler Euphoria > MXR Micro Amp plus > TC Polytune > Lehle Parallel M mit: Dunlop Volume + Empress Tape Delay + Subdecay Proteus > MXR Reverb > TC Ditto

Grüße
Stefan Strittmatter

Pedalboard von Stefan Strittmatter







 

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