Der String Tree
Zuerst ist es so, dass der String Tree nur auf Kopfplatten von Gitarren verbaut ist, die nicht nach hinten geneigt sind, wie es z.B. bei Fender-Gitarren der Fall ist. Bei E-Gitarren mit nach hinten geneigten Kopfplatten, wie z.B. bei der Gibson Les Paul, erfüllt der Kopfplattenwinkel an sich schon die Aufgabe, den Druck der Saite im Sattel durch den Winkel zu erhöhen. Für gerade Kopfplatten soll der String Tree dies übernehmen. Auffällig ist weiterhin, dass mit dem String Tree fast ausschließlich die hohe E- und die H-Saite heruntergedrückt wird.Doch was bewirkt ein erhöhter Druck der Saiten auf den Sattel?
Der höhere Druck der Saiten auf den Sattel ermöglicht eine verlustfreiere Schwingungsübertragung, sodass der Ton durch eine festere Auflage definierter klingt und das "schnarren" oder "sirren", welches alle Gitarristen sicher kennen, vermieden werden soll und der Bereich der Saite zwischen Mechanik und Sattel bei stärkerem Druck auf diesen nicht mitschwingt. Die G-Saite, die standardmäßig nicht vom String Tree heruntergedrückt wird, neigt oft zu so einem "sirren". Hier haben sich schlaue Köpfe aber etwas ausgedacht und den "Triple-Tree" oder "Three String Tree" hervorgebracht, um auch die nicht umwickelte G-Saite niederzuhalten und das sirren zu eliminieren.Außerdem sollen String Trees für eine bessere Stimmstabilität sorgen, vor allem bei Gitarren mit Tremolo. Durch den höheren Druck auf den Sattel werden die Auflagepunkte verteilt, sodass die Mechanik an der Kopfplatte beim "tremolieren" nicht allein für den "Halt" der Saite bzw. der Stimmung herhalten muss. Ein weiterer Faktor ist, dass beim Einsatz von Tremolos die Gefahr besteht, dass die Saiten aus dem Sattel schnippen. Auch diese wird mittels Druck durch den Einsatz eines String Tree verringert.
In Foren habe ich jedoch gelesen, dass ein zu tiefer String Tree eben genau diese Probleme macht, also dass die hohe E- und H-Saite sich zu schnell verstimmt haben. Hier hat beispielsweise die Demontage des String Trees Abhilfe geschaffen.
Test:
Natürlich wollte ich diese Informationen nicht einfach so hinnehmen und habe mein String Tree von meiner Gitarre - eine Jazzmaster mit Vintage Tremolo - abgeschraubt.
Da ich hauptsächlich diese Gitarre verwende und sie stets für Gigs und Proben einsatzbereit ist, habe ich sie eigentlich immer vorbildlich gepflegt und eingestellt und auch den Besuch in der Gitarrenwerkstatt muss sie hin und wieder über sich ergehen lassen. Soll heißen: die Jazzy ist top eingestellt, nichts sirrt, knarzt oder macht Probleme.
Ich habe 90 Minuten intensiv gespielt, inklusive Bending und Tremolo-Nutzung. Normalerweise stimme ich in 90 Minuten vielleicht ein mal nach, hier hat sich aber gezeigt, dass die Gitarre schneller ihre Stimmung verliert als üblich, ich habe mindestens 4 mal nachstimmen müssen. Den Punkt "Stimmstabilität" kann ich daher für mich schonmal bestätigen.
Nicht bestätigen kann ich aber ein Mehr an schnarren. Keine meiner Saiten schnarrten in höherem Maße und auch ist mir keine meiner Saiten bei Tremolo-Nutzung aus dem Sattel gerutscht, von daher kann ich persönlich auch diesen Punkt nicht bestätigen. Dennoch liegt es auf der Hand, dass die Gefahr, dass die Saiten beim extremen tremolieren aus dem Sattel fliegen, ohne String tree deutlich höher ist.
Einen klanglichen Unterschied habe ich ebenfalls nicht feststellen können.
Fazit:
Ein String Tree auf geraden Kopfplatten macht definitiv Sinn und hat wohl mehr Auswirkungen auf das Spiel als erwartet, auch wenn nicht immer alles erklärbar ist. Die Saite schnarrt vielleicht nicht mehr und auch Gitarren mit Vintage Tremolo verstimmen sich weitaus weniger schnell. Es lohnt also, sich bei Problemen mit schnarren oder der Stimmstabilität mit String Trees zu beschäftigen und vielleicht verschiedene Varianten mit ihren Höhen und Arten auszuprobieren.Die gängigsten Saitenniederhalter für E-Gitarren sind neben dem Fender Standard String Tree vor allem der "Butterfly String Tree", der "Round String Tree", der "Roller String Tree" oder der "Three String Tree" von Göldo, der bei Bedarf auch die G-Saite mit einbezieht. Aber lass dich nicht täuschen, es gibt noch eine ganze Menge mehr...
Viel Spaß beim testen!