BANDMASCHINE

Als Mike Battle 1959 das Maestro Echoplex EP-3 vorstellte, war es das erste "Echo Pedal" mit einstellbaren Wiedergabeköpfen für Gitarristen, das sie mit auf die Bühne nehmen konnten, um einen Delay Effekt live zu präsentieren. Der warme runde Ton setzte Maßstäbe und wird bis heute vielfach in an allen Variationen diverser Brands von analog bis digital angeboten.
Interessante Eigenschaft der mikrowellengroßen Metall Box ist abgesehen von seinem umwerfenden analogen Delay sein Preamp, der Gitarristen wie Jimmy Page, später Eddie Van Halen aufmerksam gemacht hat. Auch Richie Blackmore nutze gerne den Preamp einer Bandmaschine, der AiwacTP1011, um seinen markanten Ton zu generieren.

HISTORY

Die frühen Amps waren in der Regel dafür ausgelegt, schlicht das Gitarrensignal zu verstärken und das möglichst clean und klangneutral.
Fender, Marshall oder Vox Amps dienten dazu, die Gitarre im Band Kontext hörbar zu machen. Ab einer gewissen Lautstärke konnten die Amps das Signal nicht mehr sauber verarbeiten und begannen zunächst den Sound zu verdichten und dann zu verzerren. Das gefiel einigen Gitarristen so gut, dass sie diesen Ton in ihren Songs verarbeiteten und als Signature Sound integrieren. Um diesen Sound noch mehr Charakter und Substanz zu verleihen, waren Fuzzes früh etabliert, die allerdings stark ihren eigenen Stempel aufdrückten. Ein Kandidat war allerdings schon früh im Einsatz, der sich nicht so aufdringlich in den Vordergrund drängte. Der Dallas Rangemaster Treble Booster.
Ein Germanium Booster, der die Bässe stark beschneidet, die Höhen betont und das Signal boostet. Brian May nutzt ihn bis heute.

ECHOPLEX als BOOSTER

Viele Gitarristen nutzen dann das Echoplex tatsächlich ungewollt als "Always on" Booster und "Soundaufhübscher". Da die meisten Amps aus den 60er/70er Jahren keinen Effekt Loop hatten, wurde die Bandmaschine einfach vor den Amp geschalten was das Input Signal anhob, zugleich wurden die Bässe leicht abgesenkt, die oberen Mitten betont und ein frischer silbrig glänzendes Topend rundete das Gesamtbild ab.
Zudem komprimiert der Ton musikalisch und verdichtet das Gitarren Signal. Ist der Amp im Break Up eingestellt, addieren sich Sustain und Obertöne. Mit seinen maximal 11dB Gain Anhebung hat das Echoplex relativ wenig Boost Reserven, reicht allerdings völlig aus, um einen Einkanaler ins schwitzen zu bringen. Der Xotic EP Booster, der ja auch ein moderner Echoplex Abkömmling ist, schafft bis zu 20dB, klingt allerdings in meinen Ohren nicht so harmonisch fein abgestimmt und drückt dem Sound zu sehr seinen eigenen Stempel auf. Auch die Echoplex Preamp Sektion ist bei weitem nicht soundneutral. Der Grund Charakter des Amps bleibt weitestgehend erhalten, er verdichtet unheimlich angenehm und räumt genauso viel auf wie nötig ist, um einen durchsetzungsfähigen Ton zu schaffen. Die Höhen sind nie übertrieben scharf, wie sie manch seiner modernen Kollegen gerne aufweisen. Das ist und bleibt ein Vintage Booster und wird auch da seine Anhänger finden.
Viele nutzen dann auch den Echoplex Preamp als festen Bestandteil des Sounds und bauen alle anderen Effekte um den Ton der Booster/Amp Kombi.

DUNLOP ECHOPLEX EP-101

Dunlop hat 2014 mit seiner Pedal Version EP-101 dann die Pedal Board freundliche Version veröffentlicht, die die reine Preamp Sektion des Echoplex beinhaltet.
Das erleichtert die Verwendung enorm, da die Platzierung und Reihenfolge im Setup nun frei wählbar ist. Der Booster funktioniert nicht nur ganz vorne in der Effekt Pedal Kette, sondern macht auch als letzter in der Reihenfolge oder im Effekt Loop als "Lautmacher" eine großartige Figur. Ich habe ihn direkt nach meinem Fuzzes platziert und mit denen harmoniert er großartig.

echoplex preamp

MEINE VERSION

Ich habe ein Layout des Echoplex Preamps im Netz gefunden, das sich erstaunlich leicht und mit wenigen Bauteilen umsetzen ließ und auch dem Dunlop EP-101recht nahe ist. Mit sage und schreibe 13 Elektronik Elementen, spielt es in der Fuzz Liga und lässt bei Bedarf einige Mods zu. Der Xotic EP hat auf der Platine schaltbare Switches für Bass/Treble Anpassungen, den Echoplex wollte ich so clean wie möglich halten.
Es gibt nur ein Gain Poti, das eher das Volume beeinflusst und weniger die Verzerrung steuert. Übrigens funktioniert der Preamp auch hervorragend als Minus Booster, da er in Stellung 1-3 das Signal absenkt und erst ab Stellung 3-5 hörbar das Volume anhebt. Unity Gain ist ca. 2,5 und selbst da greift er schon in den Ton ein, senkt etwas die Bässe ab und bringt ein schönes weiches Topend Sparkle ins Spiel. Auch eine leichte Kompression ist warnehmbar. Das Mittenbild ist grandios und lässt sich definitiv mit warm und sehr angenehm umschreiben. Wer einen neutralen Clean Booster sucht, muss sich woanders umsehen.
Bis Poti Stellung 5 nimmt das Volume zu ab 6 verdichtet sich der Ton nur noch ein wenig, Lautstärke bleibt gkeich. Im Prinzip stellt man das Pedal einmal auf seinen individuellen Wunsch Ton ein und schaltet ihn bei Bedarf hinzu oder lässt es eben dauerhaft an.
Ich hatte noch stoffummantelte Kabel, die beispielsweise bei Vintage Style Strat Pickups verwendet werden, mit starrem Innenleiter. Die sehen hübsch aus und lassen eine optisch toll aussehende Verkabelung im Effekt Geräte Gehäuse zu, haben allerdings den Nachteil, dass sie bei viel Bewegung knicken und brechen können. Im Pedal ist Bewegung jetzt nicht so sehr das Thema, außer bei den Buchsen. Ich habe das auch schon aus ästhetischen Gründen in Fuzzes angewendet und hatte noch keine Probleme. Das nur am Rande, da es einige Nachfragen gab.

RESÜMEE

Ist der Echoplex Booster noch zeitgemäß?
In der zunehmenden Digitalisierung, die komplexe Soundstrukturen mittels KI generieren und nachbilden können, kann man sich in der Tat Fragen, warum man noch analoges Musik Equipment einsetzt. Es ist enorm leicht und günstig, diese Sounds zu reproduzieren und da Zuhause in der kleinsten Buzze. Dennoch bewahrt sich Aufgrund ihrer physischen Eigenschaften analoges Gear ihren eigenen Charme und das nicht nur bei den Oldies. Jedes Pedal, Amp, Instrument ist einzigartig und will von Musikern bespielt werden. Wir offenbaren unsere Seelen in der Musik und das zu jedem Augenblick neu. Es ist das Gefühl beim Spielen, das den Musiker und sein Publikum fesselt und inspiriert. Musik Gear spielt da eine wesentliche Rolle. Ich bin immer wieder aufs neue fasziniert, wie Pedal Schaltungen funktionieren und in meinen Setup klingen. Dieses Testen, Probieren, die Erfahrung im Entstehungsprozeß, kann mir digitales Equipment oder KI nicht im Ansatz bieten. Ich möchte die Materialen mit den Händen spüren und oft entsteht aus reinem Zufall etwas neues, das mich wieder zu anderen Projekten inspiriert.
Ich glaube, dass wir noch lange analoges greifbares Musik-Gear haben werden, obwohl man sich der digitalen Welt nicht verschließen darf, da es eben auch ganz andere Möglichkeiten bietet. Der Echoplex Preamp ist ein eigenständiger "Low Volume Booster", der seinen Vintage Ton nie versteckt und sicherlich seinen Freundeskreis in der Retro Sound Ecke findet. Ähnlich wie der Tubescreamer wird er seine Liebhaber im Blues und Classic Rock Bereich haben, die ihre Amps etwas auffrischen möchten oder im Bandgefüge durchsetzungsfähiger. Mir gefällt der Preamp ausgesprochen gut, er gibt mir ein natürliches Spielgefühl, alles bleibt musikalisch und Kombinationen mit anderen Pedalen sind wunderbar realisierbar. Interessant wäre sicherlich ein direkter Vergleich mit einer Original Maestro Echoplex Bandmaschine... aber das wird eine andere Geschichte.


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