Interview mit Chris Jupiter

Der Gründer von JPTR FX und Sounddesigner Chris Jupiter schaltet für uns kurz seinen Lötkolben aus und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen.

 

Über mich

Und Du bist...?
Hey! Ich bin Chris, 33 Jahre alt, und ich mag die Farbe Grün. Ich bin der kreative Kopf und CEO von JPTR FX.

Bist Du selbst aktiver Musiker? Was machst du für Musik?
Ja, bin ich, aktuell spiele ich bei WARLOW Gitarre. Wir machen einen Mix aus Shoegaze und Noise Rock.

Nutzt Du Deine eigenen Effekte auf der Bühne?
Das wäre ziemlich schwach, wenn nicht, oder? Bis auf ein paar Sachen, die wir nicht reproduzieren können oder wollen, bleibt mir ja nix anderes übrig. Es gibt einfach Effekte wie zum Beispiel one trick ponys, wie `nen Phase 90 oder das DD 3. Wozu sollte man das noch neu erfinden, es ist da, es ist günstig, fertig. Bei Fuzz-Pedalen bin ich allerdings ziemlich kritisch.
Aktuell habe ich extra für unsere Band ein Pedal entwickelt, welches zwischen Proberaum und Werkstatt mindestens 50-mal hin und her ging, um es im Bandsetting zu testen. ‚Katastrophe‘ - ein marshallesk-artiger Drive mit Octave Up-Fuzz, wildes Teil!

Wie bist Du darauf gekommen Pedale zu bauen?
Keine Ahnung. Ich bin ein absoluter Bastelmensch und muss alles auseinandernehmen, um es zu verstehen. Zumal gab es früher einfach keine Pedale in Deutschland, die krasser als das Standard Fuzz Factory waren, aber eine Menge Anleitungen dazu. 😉

Wie lange baust Du schon Pedale?
Uff, 15 Jahre bestimmt


Meine Marke

Deine Marke heißt JPTR FX. Wie kamst Du auf diesen Namen?
Anfang 20 hatte ich mal eine Phase, in der ich viel mit Farben auf Leinwänden gearbeitet habe. Da ich meinen Nachnamen eher bescheiden fand, war Chris Jupiter halt `ne bessere Alternative für den jungen “Künstler von Welt”. Irgendwie schlich sich das so ein, das alles unter meinem Künstlernamen zu kreieren. Der Jupiter steht für die Leidenschaft und die Kreativität, was ich halt auch ziemlich passend fand. Die Vokale werden nicht mitgeschrieben, weil es zur richtigen Firmengründung schon eine Firma mit dem Namen Jupiter gab. Ich war quasi zu spät, obwohl ich der Erste war (kleinen Gruß hier an Flo). Passt halt so auch besser ins Logo.

Wie würdest Du deine Marke beschreiben?
Wir sind extrem, aber nicht nur im Sinne von Explosionen, sondern auch extrem ruhig, smooth, dreamy, gut klingend. Mir ist wichtig, dass auf Maximaleinstellung halt wirklich alles kommt und bis dahin noch alles brauchbar ist.
Ich wurde selber schon oft genug von anderen Geräten enttäuscht. Dieses Erlebnis möchte ich nicht mit meinen Geräten weitergeben, daher ALL IN! Ja, und offensichtlich fahren wir einen sehr classy monochromen Look. Ich steh auf diese Madmax-, Military-, Vintage-, Machinedesigns, das ist glaube ich offensichtlich. Unabhängig davon sind die neuen Geräte mehr kunstlastig. Ich habe einfach einen unglaublich talentierten Designer.

Welche Effekt-Arten gibt es in Deinem Sortiment?
Wir haben aktuell 15 Pedale und einen Amp, darunter befindet sich eine große Vielfalt an Klängen. Aus jedem Gerät kannst du mehr als nur einen Sound rausbekommen.

Baust Du Deine Pedale alleine oder hast Du Hilfe in Form von Angestellten/Team bei der Arbeit?
Mein Team besteht aus Freunden und Verwandten, da mir ein gutes Arbeitsklima extrem wichtig ist.
Unter der JPTR Flagge segeln aktuell 8 Personen, Angestellte und freie Mitarbeiter und ein paar, mit denen wir für einzelne Projekte zusammenarbeiten. Jeder von ihnen ist ein Freund. Jeder von ihnen ist verantwortlich für den Erfolg, den wir genießen können, und ich gebe alles, sie das auch wissen zu lassen.

Wie lange brauchst Du für ein Pedal vom ersten bis zum letzten Schritt?
Wir bauen nie nur ein Gerät in der Woche. Aktuell produzieren wir 60 Geräte non stop, bei ca. 6 Stunden Arbeit pro Tag, da wir aufgrund guter Planung sehr effizient arbeiten können.

Es gibt haufenweise Clone-Pedale auf dem Markt, beispielsweise vom Ibanez Tubescreamer oder vom Klon Centaur. Hast du auch eine Kopie, ein Clone-Pedal eines anderen Pedals in Deinem Sortiment?
Natürlich erfinden wir auch nicht das Rad neu, aber wie du auf dem Rad sitzt und was du dabei erlebst, das können wir beeinflussen. Generell vermeide ich aber Clone-Pedale. Jeder Gitarrist will doch seinen eigenen Sound. Den wirst du nicht hinbekommen, mit etwas, das auch jeder andere hat.

Deine Pedale heißen z.B. ROYGBIV, JIVE und FERNWEH. Wer denkt sich die Namen für Deine Effekte aus?
Ich 😊

Auf welches Deiner Pedale bist Du besonders stolz?
Eigentlich alle, dennoch ´ne Silvermachine an `nem Plexi spricht mir einfach aus der Seele.
In fast jedem Pedal sind Zitate oder Songs, Passagen unserer Lieblingssongs.
Meine Firma ist einfach mein Lebenswerk, wo soll ich mich da entscheiden. Wenn ich morgens den Laden aufmache, könnte ich schon weinen vor Freude.

JPTR FX hat vor kurzer Zeit einen ersten Amp auf den Markt gebracht. War´s das oder wird uns in Zukunft noch mehr in dieser Richtung erwarten?
Genau, den "Ohmmacht". Das ist unser 150 Watt Model T-Nachbau, handmade mit den besten Komponenten. Aktuell arbeiten wir noch an einer kleineren Version und an einem High-Gain-Amp mit gleicher Endstufe. Da kommt also noch was auf Euch zu!


Persönliches

Gibt es Pedale anderer Hersteller, die Dich nachhaltig beeindruckt oder beeinflusst haben?
Die ganze Szene ist so durchwachsen mit kreativen Menschen, vor denen ich meinen Hut ziehe.

Welches Pedal eines anderen Herstellers würdest Du auf die einsame Insel mitnehmen?
Mein Sovtek Big Muff, das ich jahrelang einem alten Freund abtauschen wollte. Irgendwann bekam ich eine Mail, ob ich noch interessiert bin und was ich so aus unserem Sortiment empfehlen würde.

Womit verbringst Du neben Musik und Pedalen Deine weitere Zeit?
Ich habe einen rumänischen Mischling, der mir auf Schritt und Tritt folgt. Mit ihm (Barlow, benannt nach Lou Barlow) verbringe ich gerne die letzten paar Stunden die mir neben der Band und der Arbeit bleiben.
Ich richte gern mein Zuhause ein, was super strange klingt wahrscheinlich, aber ich habe es gern schön. Aktuell überlege ich ein aufwandverringerndes System, um ca. 110 Zimmerpflanzen zu bewässern, oder schraub an meiner Anlage rum.
So verbringe ich meine Restzeit mit meiner bewundernswerten Frau, meinem Hund, sitzend in einem Feuchtbiotop, KEXP schauend.

Welche Musiker/Band magst Du besonders?
Dinosaur JR, Smashing Pumpkins und Sonic Youth. Und ca. 43.000 andere Bands.

Was wärst Du geworden, wenn Du keine Pedale bauen würdest?
Wahrscheinlich nichts

Was macht Dir an Deinem Job am meisten Spaß?
Alles eigentlich!
Aktuell lerne ich unsere neue Aushilfe an und optimiere dabei Arbeitsprozesse. Mir bringt es unheimlich Spaß, sehr komplizierte Dinge zu vereinfachen.
Und ich liebe es einfach, unter Strom zu stehen. Jeder Tag ist einfach spannend! Durch die Vernetzung, die wir uns erschaffen haben, ist es einfach, Geschäftsideen umzusetzen, und ich kann meinen kreativen Output einfach ausschöpfen.

Was wünschst Du Dir für Deine Zukunft?
Ich werde bald in zwei weitere Firmen einsteigen, was passiv mein Hauptunternehmen stützt.
Wir wachsen und wachsen und wachsen – ich weiß gar nicht, was man sich wünschen sollte. Ich hab schon alles erreicht, was ich mir je erhofft habe, um ehrlich zu sein.
Das der Tag 30 Stunden hätte, wäre nicht schlecht.
Oder irgendwas, das Avocados nach Reife scannt, bevor man sie kauft.


Marketing & soziale Medien

Wie viel Zeit verbringst Du in den sozialen Medien, welche Plattformen nutzt Du bevorzugt und welche Rolle spielen die sozialen Medien im Bezug auf Deine Marke für Dich?
Unsere Brand lebt halt einfach von aggressivem Marketing in den Socials. Das ist natürlich sehr zeitaufwändig. Da Facebook und Instagram kostenlose Werbetools sind, wäre es dämlich, diese nicht zu nutzen. Werbung ist das A und O.

Du bist seit den Anfängen deiner Pedalbauer-Karriere Mitglied in der PEDALBOARD-Gruppe. Würdest Du sagen, dass die PEDALBOARD-Community Dir bei deinem Werdegang in irgendeiner Weise genutzt hat?
In der Anfangszeit natürlich, aber man wächst schnell aus so einer Gruppe raus, wenn man den Wunsch hat zu wachsen. Irgendwann kennt Dich und Deine Produkte jeder, und der Markt ist somit gesättigt. Generell haben wir aber einen kleinen Ort geschaffen, wo wir uns alle austauschen können. Dafür, und dass ich diesen Ort als Startbahn nutzen konnte, bin ich sehr dankbar.

Deine Philosophie?
Der Schlüssel zum Erfolg ist der Weg, nicht das Ziel.

Was möchtest du den Mitgliedern im PEDALBOARD zum Abschluss noch sagen?
Danke für einfach alles!

Lieber Chris, vielen Dank für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg!




 

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