In der Gruppe werden unaufhörlich diverse Pedale vorgestellt, angeboten und bei Bedarf kann man sich schnell Infos direkt abholen.
Ein Pedal wurde hin und wieder erwähnt, das nicht allzu häufig auf Boards zu finden war und wenn es genannt wurde, mit Lobeshymnen überschüttet. Mache haben es in die All-time Top Ten aller Effekt Pedale gehievt.
Das machte mich, als einer der immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Pedalen ist, gerade was Booster und Fuzzes betrifft, neugierig und als eins dieser seltenen in der freien Wildbahn zu findenden Schätzchen in der PEDALBOARD-Gruppe angeboten wurde, habe ich sofort zugeschlagen.
Ich muss immer wieder den fantastischen Ton in der Gruppe loben. Kontaktaufnahme, Nachfragen, Verkaufsabwicklung etc. sind immer freundlich und zuverlässig. Vielen Dank an euch alle!
Okko - Holy Grit:
Okko als Firma war mir durch stundenlanges Surfen im Netz bekannt, obwohl ich nie ein Pedal besessen habe. Ich schaue gerne Gregor Hildens Guitar Review Videos, der ja ein maßgeschneidertes Overdrive Pedal aus dem Hause Okko auf den Leib geschneidert bekam und er klingt einfach großartig damit.Auch er hatte das in Leipzig in Handarbeit gefertigte Holy Grit schon unter seinen Füßen und wie auch nicht anders zu erwarten, lässt er es durch sein geschmackvolles Spiel fantastisch klingen.
Eines vorweg: Wir haben unfassbar gute Pedalbauer hier in Deutschland, was nur allzu oft durch die unüberschaubare Vielfalt an Pedalanbietern aus aller Welt in den Hintergrund gedrängt wird, zu oft weil die Preis-Range vieles diktiert! Nachdem ich den Holy Grit ausgiebig testen konnte, kann ich voll Selbstbewusstsein mitteilen, dass sie zur absoluten Oberklasse gezählt werden dürfen und das nicht nur in Deutschland!
Nun zum Pedal...
Erster Eindruck:
Das Pedal ist in einem schlichten weißen Karton in Luftpolsterfolie verpackt und beinhaltet neben einem Okko Aufkleber noch ein englisches Manual im DIN A4 Format, das hilfreiche Infos zur Benutzung mitbringt.Diejenigen, die schon einige Pedale besitzen, kommen auch ohne Manual sicherlich klar, einige Details verrät das Papier dann doch, dazu später mehr.
Das gängige 125B im Hochformat ist dunkelgold Hammerschlag lackiert, mit dem schönsten Hochglanz Klarlack fixiert, den ich je gesehen habe. Die Faceplate schaut einen klar strukturiert mit den wichtigsten Eigenschaften beschriftet an und lädt zum sofortigen loslegen ein. Die 4 Mini Chickenheads, 2 Toggle Switches, True Bypass Footswitch und In/Out Buchsen, machen einen sehr wertigen Eindruck.
Viele Pedal Anbieter platzieren die Klinkenbuchsen mittlerweile an die Oberseite der Gehäuse um Platz auf den Pedal Boards zu sparen und die Verkabelung zu erleichtern, nicht so hier. Die Buchsen sind wie es Boss, Ibanez oder auch MXR seit Jahrzehnten praktizieren, links und rechts am Gehäuse gewählt. Am oberen Gehäuse-Ende ist eine 9V DC Buchse, links daneben ein Buffer Mini Switch angebracht.
Eine rote LED zwischen den beiden unteren Chickenheads zeigt den Betriebszustand des Pedals an. Darüber kann man mit einem 3Way Toggle Switch 3 Bias Abstufungen anwählen.
Öffnet man das Pedal, sieht man eine sauber verlötete Platine, deren Verkabelung sicher als Vorbild einiger etablierter Pedal Manufakturen gelten sollte! Es findet sogar bei Bedarf eine 9V Batterie Platz im Gehäuse. 3 Mini Trimmer können für Kenner noch als Fine Tuning für Bias Einstellungen genutzt werden. Okko hat das Pedal allerdings so gut abgestimmt, dass das meiner Meinung nach nicht nötig ist.
Insgesamt wirkt das Pedal so hochwertig zusammengestellt und auch in der Praxis umgesetzt, dass der Straßenpreis von 215€ mehr als gerechtfertigt ist und das "Made in Leipzig Germany". Da können auch einige sogenannte Boutique Pedal Manufakturen aus aller Welt sich eine gehörige Scheibe davon abschneiden...
Sound:
Okko beschreibt das Pedal vollmundig als - ich zitiere:"Gritty Overdrive, Low Gain Fuzz, Vintage Preamp".
Toll, dachte ich, 3 Pedale in einem Gehäuse zum Preis einem und dann noch genau das Sound Spektrum, dass ich favorisiere.
Tatsächlich haben die Jungs von Okko nicht übertrieben. Alle 3 angekündigten Sound Varianten sind vorhanden und das nicht nur in Spurenelementen, sondern als vollwertige "eigenständige Pedale", deren Sound fließend ineinander übergehen.
Generell wird der Ton des Silizium Fuzzes duch 3 Stück gematchte Low Gain Silicon Transistoren generiert, die je nach Verfügbarkeit variieren können. Ich konnte in meinem Pedal die 3 unterschiedlichen Transitoren auf der Platine nicht genau zuordnen. Vielleicht erkennt jemand anhand der Bilder die Bezeichnung und kann uns Aufklärung geben. Ich denke, dass wir sehr seltene, magische Versionen von Silizium Transistoren ausschließen können....
Ich teste ja gerne Pedale mit Artverwandten im direkten Vergleich. Dafür habe ich an die 5 Fuzzes, 5 Boost und 5 Overdrive Pedals auf einem Test Board und schnalle in diesem Fall das Holy Grit davor.
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Los geht's...
Buffer Switch an der Stirnseite des Holy Grits ist nach unten im "Off" Modus, Bias Switch im "Up-High Headroom" Modus, alle 4 Potis in "12.00" Stellung.Ich höre einen milden angenehmen Boost Ton, wie es beispielsweise auch mein Xotic EP Booster bietet.
Volume etwas weiter aufgedreht und der Sound wird sofort hörbar lauter, mit zusätzlicher Anhebung der Bass/Treble Potis boostet das Pedal schon deutlich mehr als der EP Booster, bleibt schön klar dynamisch und unterfüttert den Ton wunderbar. Hier zeigt sich wie großartig die Idee ist eine EQ Sektion zu integrieren. Treble und Bass Potis laufen geschmeidig und haben, was die Wahl der Frequenz Anpassung betrifft, genau die "richtigen Bereiche", die sie beschneiden oder anheben. Somit ist von Treble Booster bis Fullrange Booster alles möglich.
Ist das Fuzz Poti bis in die Mittelposition platziert, ist wenig bis kein Fuzz Sound hörbar. Dreht man das Fuzz Poti komplett auf, verdichtet sich der Ton und ein dickbauchiger, erdiger Fuzz Ton mit ausreichend Bassfundament erreicht mit Ohr. Im Vergleich zu meinen klassischen Silicon Fuzz Faces, bleibt der Ton des Holy Grit sehr stabil, bröselt nicht und suppt auch nicht so schnell weg Im Low End Bereich. Das ist ein sauberer Fuzz mit viel Sustain.
Großartig! Volume und Fuzz Potis komplett aufgedreht, haut das Pedal einen Lautstärkeschub raus, dass ich so nur vom Colorsound Overdriver kenne. Der Holy Grit ist mit Abstand das lauteste Fuzz Pedal, das ich kenne und bleibt dabei erstaunlich Nebengeräusche-arm. Überhaupt ist der Ton sehr gut über die 4 Potis regelbar. Grandios ist auch sein Cleanup, das allein mit dem Volume Poti der Gitarre von nahezu Clean Ton bis zu Fuzz Gewitter ein breites Spektrum an Sounds ermöglicht. Hier fällt im direkten Vergleich auf, dass meine Silizium Fuzzes beim Zurückdrehen des Volume Potis der Gitarre deutlich dünner und glasiger werden, der SRV Ton wie man ihn liebt. Das Holy Grit Fuzz bleibt da dicker und voller, eher wie ein gutes Overdrive aber mit deutlich mehr Dynamik.
Ich bewege den 3 Way Bias Toggle Switch in die Mittelposition "Low Bias". Hier sind wir deutlich mehr im Fuzz Territorium. Das Signal komprimiert stärker, Dynamik wird reduziert und velcro-artige brösselige Sounds sind möglich. Auch hier kann der Ton wunderbar mit den 4 Chicken Heads den individuellen Bedürfnissen angepasst werden, wie es klassische 2 Poti Fuzzes nicht schaffen. Der Ton des Holy Grit ist im Vergleich immer mittiger und hat immer diesen "Overdrive" Unterton, was ihm sehr gut steht und dadurch auch einzigartig macht.
Ist der Toggle Switch in der "Down" Position, kombinieren sich die beiden oben genannten Sounds zum "Golden Middle" Ton.
Ein Highlight ist noch der Buffer Switch.
Oft machen Fuzzes Probleme, wenn sie nicht direkt am Anfang der Signal Kette auf einem Pedal Board platziert werden. Fuzzes wollen das direkte hochohmiges Signal der Gitarre haben, das oft durch gebufferte Pedale die vor ihren platziert sind verhindert wird. Der Buffer gleicht das aus. Der Ton des Holy Grits verändert sich dadurch leicht, indem der Ton etwas höhenreicher wird. Das kann man allerdings gut mit dem Treble Poti ausgleichen.
Fazit:
Die Erwartungen waren hoch an das Pedal und alle Bedenken konnte es spielend entkräften. Der Grund Ton bleibt im Vintage Bereich, wer moderne Fuzz Sounds sucht, liegt hier falsch. Die Verarbeitung ist überragend, Sound und Handling untermauern das noch.Oft sind Pedale Spezialisten in ihrem Bereich und das ist auch gut so. Nicht jeder kann und möchte sich unzählige Pedale auf sein Board schnallen, um alle gewünschten Sounds abzurufen. Gerade im Fuzz Bereich, ist das Spektrum groß und das Holy Grit ist durch seine enorme Anpassungsfähigkeit ein idealer Partner, selbst als alleiniges Boost/Fuzz/Preamp Pedal auf dem Board zu bestehen, da es auch mit Humbucker Gitarren eine hervorragende Performance abliefert.
Ich bin ja ein sehr kritischer Zeitgenosse, was Pedale betrifft und bin auch schnell gelangweilt, wenn sie den Erwartungen nicht entsprechen. Mit dem Holy Grit hat Okko ein Vintage Multi Drive Pedal geschaffen, dass mich komplett überzeugt hat und das in allen Pegelbereichen. Problem ist, dass ich jetzt einen Fuss in die Tür der Okko-Welt gestellt habe und Weihnachten schon vorbei ist.
Schöne Weihnachtsfeiertage noch...