Jeder Gitarrist, der eine Gitarre mit Vibrato- bzw. Tremolo-System spielt, kennt die Schwierigkeit, eine Gitarre, auch bei exzessiver Tremolo-Nutzung, stimmstabil zu halten.
Wenn eine Saite "ihre Stimmung hält", bedeutet das, dass sie nach Benutzung des Tremolos präzise in ihre ursprüngliche Stimmung zurückkehrt. Bei Benutzung des Tremolos werden die Saiten nämlich mechanisch gespannt oder entspannt, wodurch sich die Tonhöhe aller Saiten verändert. Das erzeugt den typischen Tremolo-Effekt. Die Saiten gleiten dabei über verschiedene Komponenten auf dem Instrument. Wenn nur eine dieser Komponenten die Saite daran hindert wieder in ihre Ausgangsposition zurück zu gleiten, ist die Stimmung dahin. Grundsätzlich gibt es fünf Komponenten, die Grund für eine Stimminstabilität sein können.

1. Die Mechaniken

Eigentlich ist es nur selten der Fall, dass die Stimmmechaniken Ursache für eine  nicht vorhandene Stimmstabilität sind, wenn sie nicht gerade durch Außeneinwirkung beschädigt worden sind.
Dennoch sind gute Mechaniken wichtig, gerade Locking-Mechaniken erfreuen sich bei Tremeolo-Gitarren großer Beliebtheit.
Wichtig ist schon beim Saiten aufziehen, dass die Wicklung bereits am Anfang straff gezogen werden und auch nicht zu viel Saite um die Mechanik gewickelt wird (maximal 2-3 Windungen), da dies alles dehnbares Material ist, das nachgibt und somit die Stimmstabilität beeinträchtigt. Es empfiehlt sich außerdem, die Saiten nach dem Aufziehen mit den Fingern zu dehnen (ca. 10 mal vorsichtig nach oben ziehen), denn die dadurch verursachte Spannung führt zum Festziehen der Saite auf der Mechanik. Aber vorsicht, bei zu viel Spannung können die Saiten reißen.

2. Der Sattel

Der Sattel hat einen entscheidenden Einfluss auf Stimmstabilität und Spielkomfort und ist meistens Ursache dafür, dass die Saiten nicht ohne Widerstand in die Ausgangsposition zurückkehren. Dies liegt oft an schlecht verarbeiteten Satteln oder auch an jenen, die schon viele Jahre bespielt wurden. Hier lohnt es sich, den Sattel auszutauschen. Alternativ kann man die Sattelkerben mit einer Sattelfeile oder - falls nicht zur Hand - auch mit Schleifpapier bearbeiten, um kleine Kerben und Kanten zu entfernen. Ich habe durch diese Methode meinen Sattel wieder glatter bekommen und eine gute Stimmstabilität erreichen können. Um den Sattel gleitfähiger zu machen, wird empfohlen, die Sattelkerben mindestens ein bis zwei mal im Jahr zu reinigen und mit einem Tropfen Silikon-Öl zu schmieren.
tremolo sattel schleifpapier

3. Die Saiten

Zum Thema Saiten gibt es nicht viel zu sagen, vorneweg: wer billg kauft hat mehr Probleme.
Es sollte möglichst die gleiche Saitenstärke verwendet werden, die auch vorher auf der Gitarre war, denn sonst könnte eine Nachjustierung der Halsspannung sowie der Tremolomechanik notwendig werden, um die Stimmstabilität wieder herzustellen. Ansonsten ist es sicher günstig, die Saiten bei Gitarren mit Tremolo etwas häufiger zu wechseln, da diese durch das Tremolo noch stärker beansprucht werden. Die Gitarre verstimmt sich noch schneller, da die Saiten nicht mehr die erforderliche Spannkraft aufweisen. Beim Saitenwechsel gibt es kein richtig oder falsch, Fakt ist jedoch, dass der optimale Klang nur mit neuen und unverbrauchten Saiten mit genügend Spannkraft ensteht. Klug ist es sicher auch, die Saiten nach dem Spielen zu reinigen, um die Lebensdauer zu verlängern.

4. Die Brücke

Die Brücke ist neben dem Sattel wohl der wichtigste Auflagepunkt für die Saiten. Hier ist es wichtig, die erzeugte Reibung möglichst gering zu halten, damit es nicht zu Verklemmungen der Saiten kommt. Man sollte bei der Brücke also nicht sparen und auf gute verrundete Saitenreiter aus Stahl setzen. Bei alten Brücken lohnt es sich auch, mit einer kleinen Feile oder Schleifpapier Kanten und Kerben zu entfernen, sodass die Saiten wieder ohne Widerstand in ihre Ursprungsposition gleiten können.
Auch gibt es die Möglichkeit Rollenbrücken zu nutzen, wobei die Saite über eine Rolle zum Tremolo geführt wird und es hier keinen Widerstand gibt. Allerdings sagen Erfahrungsberichte im Netz, dass bei Rollenbrücken durch die erhöhte Auflagefläche einiges an Ton und Sustain verloren geht.

5. Das Tremolo

Das Tremolo an sich ist sicher auch nicht außer acht zu lassen. Hier sollte man auf gut verarbeitete und rostfreie Systeme setzen und von billigen China-Kopien Abstand nehmen.


Tremolo nachträglich verbauen

Gitarren, die ab Werk ohne Tremolo kommen, sind ohne vernünftiges Werkzeug wie z.B. Fräse und Bohrer nur schwer nachzurüsten.
Dennoch gibt es einige Systeme, mit denen sich die Gitarre nachträglich ohne Holzarbeiten modifizieren lässt. Hier ein paar Systeme, mit denen gute Erfahrungen gemacht wurden:

b5Bigsby B5 Tremolo







bb7Bigsby B7 Tremolo







lestremDuesenberg / Göldo Les Trem 2 Tremolo





stetsbarStetsbar Vibrato





xtremeXtrem Top Mount Flat Surface Vibrato









Tremolo oder Vibrato?

Zum Schluss noch eine kurze Klärung der Begrifflichkeit Tremolo vs. Vibrato, die man auch bei den Effektarten findet:
❶ Der Tremolo-Effekt klingt so, als würde die Lautstärke des Eingagssignal ständig an- und abschwellen und erzeugt somit einen schönen Wobble-Sound.
❷ Der Vibrato-Effekt verändert die Tonhöhe des Signals und lässt sie dann wieder auf den Ausgangspegel fallen. Durch diese Arbeit lassen sich sehr organische, schwebende Klänge erzeugen.
➥ Daher wäre Vibrato also korrekt. Dennoch hat sich der Begriff Tremolo - warum auch immer - bisweilen durchgesetzt, weshalb ich auch hier vom "Tremolo-System" spreche. Ich denke wir wissen was gemeint ist ;-)






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